14 Gründe zur Einführung einer mobilen Instandhaltung
Mit „Mobile Instandhaltung“ wird eine Instandhaltung bezeichnet, in der die Instandhaltungsprozesse sowie die dazugehörigen Daten und Informationen digitalisiert sind und auf einem „Mobile Device“ (Handheld, Smartphone, Tablett oder ähnliches) abgerufen sowie bearbeitet werden können.
Informationen können in diesem Sinne sein:
- Arbeitsaufträge
- Zeichnungen
- Checklisten
- Verfahrens- und Arbeitsanweisungen
- Expertentipps
- Prozeßdaten
- Intervalle
- Einstellparameter
- Arbeitsabläufe
- …
VORTEILE
Mit Einführung einer Mobilen Instandhaltung können sich somit zahlreiche Vorteile für die Instandhaltung ergeben.
1) Reduzierung von Wartezeiten auf Informationen
Alle für den Instandhalter notwendigen Informationen zur Bearbeitung von Instandhaltungsaufträgen und zum Treffen von Entscheidungen sind aktuell und jederzeit abrufbar. Rückfragen an Vorgesetzte und weitere Fachexperten können somit auf ein Minimum reduziert werden. Bei Bedarf stehen verschiedene Kommunikationskanäle zur Verfügung (Telefon, Instant-Messaging, Chat-Gruppen, …).
2) Reduzierung von Wegezeiten durch eine wegeoptimierte Reihenfolgeplanung
Insbesondere bei einer Vielzahl an Arbeiten können die Arbeitsaufträge in einer wegeoptimierten Reihenfolge angezeigt werden. Durch die Bereitstellung von Schritt-für-Schritt Anleitungen werden zudem doppelte Wege wie z.B. ins Lager vermieden.
3) Vermeidung von Übertragungsfehlern
Die Übertragung von handschriftlichen Eintragungen in Checklisten oder Ergänzungen in Arbeitsaufträgen in ein IT-System wird auch bei einer gewissenhaften Durchführung mit Fehlern behaftet sein. Wird die Übertragung durch einen Dritten durchgeführt besteht zudem eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es Rückfragen gibt und sich dadurch der Bearbeitungsaufwand erhöht.
4) Reduzierung administrativer Zeiten
Durch Einsatz von Sprachsteuerung, Scanner-Systemen, Pull-Down Menus und die wegfallende Übertragung von handschriftlichen Eintragungen in das EDV-System reduziert sich der administrative Aufwand zur Bearbeitung von Arbeitsaufträgen.
5) Verbesserung der Arbeitsqualität durch menugeführte Schritt-für-Schritt Anleitungen, Tutorials, etc.
Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Arbeiten an den technischen Anlagen gibt es immer wieder Situationen für den Handwerker, die er so noch nicht kennengelernt hat bzw. die seit der letzten Durchführung längere Zeit zurückliegen. Durch menugeführte Schritt-für-Schritt Anleitungen, Tutorials, Videos etc. stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um schnell die notwendigen Zusatzinformationen abzurufen. Der Aufwand für Fehlersuchen oder auch die Durchführung von Instandhaltungsarbeiten können somit reduziert werden.
6) Schnellere Einarbeitung von Kollegen
Wie bei der Verbesserung der Arbeitsqualität können auch in diesem Fall die digital vorliegenden Zusatzinformationen genutzt werden.
7) Flexibler Mitarbeitereinsatz
Ein weiterer Vorteil einer mobilen Instandhaltung liegt in der Streuung der Mitarbeiterqualifikation. Da auf dem Handheld Checklisten, Arbeitspläne, Grenzwerte, Zeichnungen und dergleichen mehr passgenau für die jeweilige Anlage abgerufen werden können, können auch geringer qualifizierte Mitarbeiter höherwertige Aufgaben ausführen.
8) Erhöhung der Sicherheit
Die Erhöhung der Sicherheit kann durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden, wie z.B.:
- Schritt-für-Schritt Anleitung bei der Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen
- Elektronisches LOTO-Verfahren
- Identifikation der richtigen Anlage durch Scannen des Barcodes an der Anlage oder Nutzung von RFID, NFC-Technologie
- Schritt-für-Schritt Anleitung bei der Umsetzung von Arbeiten
- Rüstet man die Anlagen mit RFID oder NFC Technologie aus, können über das Handheld Daten der Anlage im laufenden Betrieb, also ohne Abschaltung, ausgelesen werden. Dies verringert nicht nur die Gefährdung der Mitarbeiter durch schnell laufende Maschinen oder heiße Oberflächen, sondern kann auch zu einer deutlichen Erhöhung der Anlagenlaufzeit führen.
9) Jederzeit abrufbare und aktuelle Information zum Arbeitsstatus
Durch die Bestätigung der einzelnen Arbeitsschritte in einem Arbeitsauftrag ist jederzeit der aktuelle Bearbeitungsstand eines Arbeitsauftrags abrufbar. Mit Abschluß des letzten Arbeitsschrittes kann automatisch die Produktion informiert werden und so zeitnah die Anlage wieder in Betrieb genommen werden. Zudem steht ein aktuelles Abbild des Anlagenparks sehr zeitnah und transparent zur Verfügung, da Meldungen, Schadensbilder, Rückmeldungen direkt in das übergeordnete Steuerungssystem eingespielt werden,
10) Verbesserte Entscheidungsprozesse
Durch die Verfügbarkeit aktueller Daten werden Entscheidungen, Priorisierungen, Mittelallokation und dergleichen mehr auf Basis realer Daten getroffen und nicht mehr durch Meinungen und Wunschvorstellungen beeinflusst. Dies erhöht die Entscheidungsgüte.
11) Verbesserte Auftragsdokumentation
Mit dem Handheld können im Idealfall Fotos oder auch Videos erstellt werden. Diese können dem Arbeitsauftrag direkt zugeordnet werden. Somit werden der aktuelle Anlagenzustand und die durchgeführten Arbeiten dokumentiert.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Videos als Schulungsvideo zur Verfügung zu stellen.
12) Reduzierung von Anlagenstillstandszeiten
Durch die Reduzierung der nicht wertschöpfenden Tätigkeiten in den Prozessen wird die durchschnittliche Stillstandszeit einer Anlage reduziert.
13) Erhöhte Produktivität
Verschwendungen im Sinne eines LEAN Managements können durch mobile Technologien auf ein Minimum reduziert werden. Durch die Reduzierung der nicht wertschöpfenden Tätigkeiten in den Prozessen wird somit die Produktivität der Mitarbeiter erhöht.
14) Geringere Instandhaltungskosten
Die Reduzierung von Verschwendung in den Prozessen sowie eine erhöhte Arbeitsqualität führen zu reduzierten Instandhaltungskosten.
EINBINDUNG VON FREMDFIRMEN
In das Konzept der mobilen Instandhaltung können ebenfalls die eingesetzten Fremdfirmen einbezogen werden. In diesem Fall sind insbesondere die Schnittstelle zum eigenen Netzwerk zu definieren sowie die sicherheitsbedingten Restriktionen abzustimmen. Zudem sollte beachtet werden, inwiefern die Anforderungen aus der DSGVO zu berücksichtigen sind.
TECHNISCHE UMSETZUNG
Bei der Einrichtung einer mobilen Instandhaltung kann mittlerweile auf bewährte Praxislösungen zurückgegriffen werden. Es empfiehlt sich, auch um die Netzsicherheit zu erhöhen, auf sogenannte Campusnetzwerke (5G Standard) zurückzugreifen, da hier eine autarke, nach außen abgeschottete Netzwerktopologie verwendet wird. Diese kann häufig auch preislich interessanter sein als externe Cloudlösung.
CHANCEN UND RISIKEN
Bei der Frage nach dem wirtschaftlichen Vorteil einer solchen mobilen Lösung ist zu berücksichtigen, daß neben den verkürzten Wartezeiten, die in „Geld“ ausgedrückt werden können, sehr viele nicht monetäre Vorteile entstehen. So ist zum Beispiel durch ….
- die Standardisierung der Abläufe eine höhere Qualitätsrate möglich.
- die in Echtzeit erfolgende Dokumentation eine erhöhte Rechtssicherheit gegeben.
- die zeitnahe und kostenstellen genaue Zuordnung der Tätigkeiten eine verbesserte Schwachstellenanalyse durchführbar.
Nach all diesen Vorteilen, darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß Mobile Instandhaltung auch Risiken birgt. So ist nach wie vor die Beurteilungskompetenz des Ausführenden gefordert. IT kann durch Daten unterstützen aber (noch) nicht sinnvolle Entscheidungen treffen.
Weiterhin ist anzumerken, daß durch die Übertragung der Daten auch Zugriffsmöglichkeiten von Außen geschaffen werden, die nicht immer gewollt sind. Allerdings gibt es hier mittlerweile sichere Schutzmaßnahmen, so daß von dieser Seite Mobile Instandhaltung nicht kritischer zu sehen ist, als herkömmliche Techniken wie Fernwartung, Datenübertragung oder ähnliches.