Ich halte häufiger Schulungen und Seminare zu Instandhaltungsthemen. Meist treffen während dieser Schulungen Instandhalter aus ganz unterschiedlichen Industrien und Unternehmensgrößen aufeinander und haben einen regen Austausch. Ein Thema wird hierbei häufiger kontrovers diskutiert – die Umsetzung „Autonomer Instandhaltung“.
Verschiedenen Sichtweisen zur Autonomen Instandhaltung
Beim Thema „Autonome Instandhaltung“ kristallisieren sich meist die folgenden 3 Fraktionen heraus:
1) „Davon habe ich noch nichts gehört“
2) „An meiner Anlage „schraube“ nur ich“
3) „Autonome Instandhaltung haben wir erfolgreich umgesetzt“
Woher kommen diese kontroversen Sichtweisen und gibt es vielleicht die „richtige“ Sichtweise auf Autonome Instandhaltung?
Was ist Autonome Instandhaltung?
Autonome Instandhaltung ist ein Baustein des Konzepts Total Productive Maintenance (TPM). In diesem Baustein hat das Unternehmen festzulegen, wie die Aufgabenverteilung zwischen Produktion und Instandhaltung, bezogen auf die Durchführung von Instandhaltungsarbeiten, geregelt werden soll. Es gibt somit keine Best Practice Lösung, die für alle Unternehmen gleich aussieht. Vielmehr ist diese Fragestellung sehr individuell zu lösen.
Vorgehensweise zur Ableitung der spezifischen Lösung
Bei der Ableitung der eigenen individuellen Lösung ist eine methodsche Vorgehensweise hilfreich. Dies kann z.B. in 4 Schritten erfolgen:
1) Welche Instandhaltungsarbeiten sind durchzuführen?
Ausgangspunkt bildet zunächst der Gesamtumfang aller durchzuführenden Instandhaltungsarbeiten, der sich aus der Instandhaltungsstrategie ableitet. Dazu gehören somit die 4 Grundmaßnahmen der Instandhaltung (Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Anlagenverbesserung). Idealerweise sind diese Arbeiten im IPS-System (Instandhaltungsplanungs- und -steuerungssystem) ausreichend dokumentiert. Wichtig ist hierbei, die Arbeiten nach verschiedenen Aspekte gruppieren zu können wie z.B.:
- Komplexität der Arbeit: Darf nur eine Fachfirma durchführen vers. darf ein ungelernter Mitarbeiter nach 1 Stunde Einweisung durchführen
- Arbeitsaufwand: Dauert nur 5 Minuten vers. dauert 1 Schicht.
- Betriebszustand der Anlage: In Betrieb vers. außer Betrieb
- Ersatzteil: Es werden nur C-Artikel benötigt vers. A-Artikel mit besonderen Anforderungen an die Lagerhaltung
- …….
Die Abstufung ist hierbei frei wählbar und sollte sich an den betrieblichen Gegebenheiten orientieren.
2) Welche betrieblichen Restriktionen gibt es?
Im 2. Schritt sind die betrieblichen Restriktionen aufzunehmen. Hierbei geht es im Wesentlichen um die folgenden 2 Fragen:
- Hat der Produktionsmitarbeiter ausreichend Zeit, um die Arbeiten auch durchzuführen?
- Hat der Produktionsmitarbeiter die notwendige Qualifikation, um die Arbeiten durchzuführen bzw. kann er mit einem wirtschaftlichen Aufwand ausreichend geschult werden?
3) Alternativen entwickeln und bewerten
Vor dem Hintergrund der betrieblichen Restriktionen können nun die Instandhaltungsarbeiten bewertet werden. Ergebnis ist somit eine Tabelle, aus der ablesbar ist, welche Arbeiten unter welchen Bedingungen auch durch die Produktion erbracht werden könnten. Eine zusätzliche Kosten-Nutzen Betrachtung hilft bei der Entscheidungsfindung.
Die Minimalvariante einer Autonomen Instandhaltung ist hierbei, dass der Maschinenbediener den Anlagenzustand regelmäßig beobachtet (Inspektion) und bei Abweichungen diesen an die Instandhaltung meldet.
4) Umsetzungsplan erstellen, abstimmen, umsetzen und Erfolg kontrollieren
Im letzten Schritt geht es nun an die Umsetzung des abgestimmten Zielzustands sowie der regelmäßigen Überprüfung der Erfolgswirksamkeit.
Zurückkommend auf die kontroversen Sichtweisen zum Thema Autonome Instandhaltung lässt sich somit feststellen, dass wohl alle Unternehmen dieses Konzept umsetzen. Der Grad der Einbindung von Produktionsmitarbeitern kann jedoch stark unterschiedlich ausfallen. Je nach Rahmenbedingungen und Bewertungskriterien wird die konkrete Ausgestaltung der Autonomen Instandhaltung unterschiedlich ausfallen.
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